Jasmin Lörchner „Nicht nur Heldinnen"

Blickt man auf die Geschichte zurück, entsteht oft der Eindruck, diese wäre -bis auf wenige Ausnahmen- von Männern für Männer über Männer geschrieben worden. Dass Frauen keineswegs “nur schmückendes Beiwerk” waren, zeigt Jasmin Lörchner in ihrem Podcast "HerStory", der 14-tägig erscheint.

Hieraus hervorgegangen ist ein Buch, das in 20 Kurzbiografien Frauen aus den unterschiedlichesten Bereichen in den Mittelpunkt stellt. Die Reise führt dabei durch die Jahrhunderte und über mehrere Kontinente zu Frauen, die auf ihre ganz eigene Art Geschichte geschrieben haben: als Kämpferinnen, Kreative, Pionierinnen oder Macherinnen.

Da ist beispielsweise Judith Leyster, die im 17. Jahrhundert in den Niederlanden Gemälde schuf, die in jüngster Vergangenheit wiederentdeckt wurden und heute in den angesehensten Museen der Welt einen Platz gefunden haben. Oder die Herrscherin Njinga, die im 17. Jahrhundert im heutigen Angola regierte und mit den portugiesischen Kolonialherren Friedensverhandlungen führte, gleichzeitig aber auch Menschen in die Sklaverei verkaufte. Auf der anderen Seite des Atlantik finanzierte Mary Ellen Pleasant ca. 200 Jahre später als eine der ersten Schwarzen Geschäftsfrauen der noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika im Verborgenen die Flucht von Sklaven.
Doch auch Frauen aus dem 20. Jahrhundert finden in dieser Sammlung einen Platz: Irena Sendler, die während des 2. Weltkriegs im Angesicht des Grauens ihre Menschlichkeit bewahrte und Kinder aus dem Warschauer Ghetto rettete; Roberta Cowell, die als eine der ersten trans Frauen weltweit eine geschlechtsangleichende Operation durchführen ließ oder Elisabeth Selbert, die sich maßgeblich dafür einsetzte, dass der Satz “Männer und Frauen sind gleichberechtigt” Einzug ins Grundgesetz fand.

Doch wer waren diese Frauen? Woher kamen sie und was veranlasste sie zu ihrem Handeln? Jasmin Lörchner porträtiert die Frauen nicht einfach als Heldinnen, sondern stellt sie auch mit ihren Fehlern und Schwächen im Kontext ihrer Zeit und Lebensumstände dar. So entstehen beeindruckende, unterhaltsame, ambivalente Biografien, die aufzeigen, dass Frauen keineswegs makellos sein müssen, um ihnen einen Platz in den Geschichtsbüchern einzuräumen.

Vorgestellt von Nadja Eichhorn, Buch- und Filmliebhaberin