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Erfurter Herbstlese
Es lebe die Erfurter Herbstlese!
Dez. 20 2020

Das neue Buch von Stefan Schwarz stellt Dirk Löhr vor

„Voller Wermut blicke ich auf mein Leben zurück“

„Voller Wermut blicke ich auf mein Leben zurück“
„Voller Wermut blicke ich auf mein Leben zurück“

Herr Schwarz mag nicht lachen. Nicht, dass er sich zierte, aber selbst ein Lächeln will ihm nicht recht gelingen. Es sollen ja dutzende Muskeln sein, die so ein Lächeln braucht. Aber es braucht auch der Seele, sonst wirkt es aufgesetzt, gekünstelt. Eben nicht so von innen heraus.

Dabei kann der Herr Schwarz richtig gut lächeln. Oft genug hat er es in Erfurt ­– einer Stadt, in der er wohl lebte, die Zeit seines Daseins aber einfach nicht reichte, um Heimat zu sein; eine Stadt, in der sein Vater eine so große Nummer war wie der Schmerz mit der Liebe – gezeigt. Ganz fein und still, man nennt es wohl verschmitzt, lächelte er, wenn in der Lesung ein Gag zündete.

Er kannte sie ja, diese Späße, er hatte sie sich ja selbst ausgedacht. Hatte er das? Oder schreibt er nicht eher seit Jahren auf, was er hört und sieht? Das Leben, sein Leben, ein einziger Lacher?

Die große Kunst der Karikatur ist die Reduktion. Mit wenigen Strichen steht die Szene, und ist klar, wer da zu sehen sein soll. Das ist mehr als ein gemalter Witz. Eine gute Karikatur hat Klasse.

Herr Schwarz zeichnet mit Worten. Er findet seine Bilder teils in der Erinnerung, teils im Alltag. Mit wenigen Worten weiß der geneigte Leser – ja, die geneigte Leserin auch ­– was, wie die Jugend sagt, geht. Es ist der Blick für das Wesentliche, die Kenntnis der Essenz, die seine Texte lustig machen. So lustig, dass der ganze Saal gurrt.

Doch nicht immer ist alles lustig, was Herr Schwarz sieht. Und auch für ihn selbst hält das Leben nicht nur süße Schnapskirschen bereit. Gerade, als alles zu laufen schien, entpuppte sich das Schicksal für ihn als der Schuft, von dem immer wieder zu hören ist. Dann kam zur persönlichen auch noch die öffentliche Quarantäne.

Den Texten seiner neuen Sammlung „Voller Wermut blicke ich auf mein Leben zurück“ ist das hier und da auch anzumerken. Besonders natürlich im Nachtrag „Zuletzt“. Dennoch liest es sich so fröhlich fein, wie all seine Kolumnen-Bände zuvor. Derart Literatur passt fast perfekt in unsere ungeduldige Zeit. Statt auf die nächste Geschichte im Magazin oder in der Brigitte (der für die interessanteren Frauen) warten zu müssen, ist Binge-Lesen angesagt. Netflix auf 144 Seiten sozusagen.

Einige Geschichten liest der Herr Schwarz jetzt vor. Nicht vor Publikum, dafür vor schwarzem Molton. Die Herbstlese nimmt ein Video für seine Erfurter Fans auf. Am vierten Advent wird es ausgestrahlt.

Der Herr Schwarz mag nicht lachen. Er ist konzentriert. Er liest seine Geschichten dem Mann hinter der Kamera vor. Der lacht auch nicht. Das Mikro ist ja aus.

Zum Abschied gibt es gute Worte und Wünsche. Dazu die Aussicht auf ein Ende der größten Not. Im Hof ist alles für vier große Schirme vorbereitet. Sie beschützen das Publikum vor zu viel Nässe von oben. Zur Seite ist genug Platz für etwa hundert Menschen mit Abstand. Man sieht sich also im Frühling, Corona hin oder her, mit echten Menschen in Sichtweite.

Hat der Herr Schwarz jetzt gelächelt?

Ein Video mit Stefan Schwarz ist zu sehen am 20. Dezember ab 19.30 Uhr auf dem YouTube Kanal der Herbstlese „Caroline TV“.

 




Stefan Schwarz „Voller Wermut blicke ich auf mein Leben zurück“
Seitenstraßenverlag
ISBN 393708830X
12,00 Euro

 

Das Buch kann unter diesem Link bei unserem langjährigen
Partner Hugendubel erworben werden.

 

Voller Wermut

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